Auf „Herrschaft der Vernunft“ verfolgen Die Negation verstörende musikalische Ströme. Zweifel daran bläst die Band bereits mit den ersten Donnerschlägen des Openers „Von Hyänen“ davon. Ein verquer-dissonantes Riff zwischen Mathcore und Noise schneidet sich unsanft mit krächzendem Geschrei. Mit ihrem unheilvoll knisternden Sound unterstreicht das Quartett mir erschreckender Verzweiflung seine sozialkritische Textarbeit. Songs wie „Scheusal von Oldenburg“ oder „Digitales Deutschland“ zeigen eine Musik auf, die mehr als nur Mittel zum Zweck ist, sondern aus einem tragischen Affekt entsteht.
Die Soundexperimente der Band sind das wohl beeindruckendste an „Herrschaft der Vernunft“. Hardcore basiert grundsätzlich auf Dreck und Unsauberkeit, so herrlich schief wie Die Negation hat diese Grundidee aber schon lange niemand mehr umgesetzt. Die träumerische Schönheit von Genre-Kollegen wie Fjørt oder Touché Amoré verwirft die Band konsequent – dazu ist der Kosmos des Albums zu destruktiv. Stattdessen scheint jeder neue Song das Messer noch etwas tiefer in die Wunde zu stechen. Ein kolossaler Brocken, der funktioniert, weil die Band ihn mit kontinuierlicher Inbrunst und brutaler Aggressivität verfolgt.